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Sissinghurst im Herbst
Marco Müller-John • 15. Februar 2022
Einen halben Tag im britischen Nationalheiligtum
Einer jener letzten warmen Tage im Frühherbst. Der Besuch in Sissinghurst war nach der Blütenfülle und vor dem Laubfall.
Wir waren vor der Öffnung dort und konnten einen kleinen Blick hinter die Kulissen erhaschen. Gärtner knieten in dicken Gummihosen in den Beeten des weissen Gartens und gruben die Rabatten auf, um die Stauden zu bändigen und neu zu setzen.
Das Licht war wunderbar. Die jahrhundertealten Backsteingemäuer eine beeindruckende Kulisse.
Ich kannte Sissinghurst bis dato nur aus Büchern, und war gespannt und voller Vorfreude. Mein erster Eindruck: Kleiner als erwartet. Die Hecken in handwerklicher Perfektion geschnitten, der Rasen dich mit frischem Kompost überzogen und alle zum Garten gehörenden Menschen waren freundlich und zuvorkommend.
Ich habe mir eine seltene Aster im Sissinghurst Shop gekauft und bin schon gespannt, wie sie bei mir in den Rabatten wirkt.
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Ein häufiges Problem bei Süsskirschen ist der Blattlausbefall, besonders an den jungen Triebspitzen. Neben Kümmerwuchs, Wuchsdepressionen und Blattverformungen sind die Krankheitsübertragung ein Problem. Dagegen hilft, wie auf den Bildern zu sehen ein mit Stroh gefüllter Tontopf, in den sich die nachtaktiven Tiere zurück ziehen können. Wichtig hierbei, die Stammnähe als Garant für die Zugänglichkeit. Das Stroh mit Drahtgeflecht sichern und mit einem kurzen Strick am Baum befestigen.
Eine wirkliche Entdeckung war die Weinbergtulpe bei einem Besuch in Goethes Garten am Stern. Tulipa sylvestris ist eine einheimische Wildtulpe, die durch ihre waagerechte Blüte ein wirklicher Hingucker ist. Sie verwildert in nicht zu sauren Böden mit lichten Gehölzbeständen. Dieses Jahr steht sie erstmals in der Gärtnerei im Verkauf.
Das Gartenjahr beginnt mit dem Ausräumen der 50 Sorten getopfter Blumenzwiebeln. Dieses Jahr liegt der Schwerpunkt auf botanischen leuchtenden Tulpen, niedrigen wundervollen Narzissen und Iris. Alle getopft in einem speziellen hohen Blumenzwiebeltopf. Bei den getopften Violen sind wieder als Highlight unser auf der BUGA Erfurt mit Gold prämiertes Mütterchen Viola pubescens REBECCA CAWTHORNE und die Mischungstöpfe aus 3 verscheiden Viola cornuta Farben.
Lange Zeit stand es ohne Dachfolie da und diente lediglich nur als windgeschütztes offenes Quartier. Mit einer neuen vielversprechenden Dachfolie und wieder erneuerten Steuerungstechnik, beherbergt es ab diesem Jahr die Jungpflanzen und Veredlungen aus der eigenen Vermehrung. Wir versprechen uns mehr Kapazitäten und eine bessere und einheitlichere Kulturführung.
Die Platanen über den Verkaufsquartieren der amerikanischen Waldhortensien mussten dringend gebändigt werden. Sie warfen mittlerweile zu viel Schatten auf die angrenzenden Rabatten und die darunter befinliche Verkaufsware. Der Obergärtner hat sie daher auf ein mit der Leiter händelbares Maß abgesetzt. Einige Korrekturschnitte werden jedoch schon im Sommer notwendig werden. Langfristig sollen sich Schnittköpfe bilden von denen die einjährigen Ruten dann jährlich im Februar abgeworfen werden. Die ursprünglich als Dachplatanen gepflanzten Bäume überlebten vor ca. 12 Jahren einen starken Befall durch den Rindenbohrer. Einige Stammschäden von diesem Befall sind heute noch sichtbar.
Ein Fund des Heimathistorikers in Jahrgängen der Ellricher Zeitung aus der Mitte der 20iger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Eine Werbeannonce meines Urgroßvaters für gärtnerische Tätigkeiten.
200 Sorten Blütenkirschen habe ich dieses Jahr veredelt. Diese wunderbaren Bäume und Sträucher sind gewappnet für die kommenden klimatischen Veränderungen. Sie sind extrem trockenheitstolerant, sturmsicher und pflegeleicht. Der perfekte Hausbaum auch für schlechte, steinreiche, karge Böden und kleine Gärten. Einzig und allein zu nasse und überschwemmte Böden sind der Tod für die Kirsche. Neben der tollen Blüte, dem oft bronze farbenen Austireb ist die Blütenfülle und die bemerkenswert ausgeprägte Herbstfärbung in rot bis orange Highlights im Gartenjahr. Fast alle Blütenkirschen fruchten nicht. Einige neue Sorten in kamen in diesem Jahr hinzu aus den Arboreten Kalmthout in Belgien und Belmonte in den Niederlanden.